Hinweise für eine Seelen orientierte

Erziehung und Bildung


verfasst von Ralf Manthey


In diesem Text habe ich die Ergebnisse meiner Recherchen und meine Erfahrungen zum Thema zusammengefasst. Diese Zusammenfassung erhebt keinen Anspruch auf Ausführlichkeit, sondern will den Leser dazu anregen, über die folgenden Inhalte zu reflektieren und eigene Recherchen vorzunehmen (siehe Literatur und Linkliste am Ende des Textes), um so das Thema zu vertiefen und individuell für die konkrete Praxis auszuarbeiten.

Die geistig-spirituelle Dimension des Menschen

Auf der einen Seite verdankt die Menschheit der Wissenschaft, dass mit überholtem und gefährlichen Aberglauben – auch in religiöser Hinsicht – aufgeräumt wurde. Gleichzeitig aber hat sie zunehmend die Aspekte des Lebens, die nicht mit dem rationalen Verstand erfasst werden können, aus dem gesellschaftlichen Leben und dem Alltags-Bewusstsein des Menschen verbannt. Ja, die Wissenschaft scheint sich im 21. Jahrhundert regelrecht zu einer Ersatz-Religion zu entwickeln. Aber wenn man viele Jahrhunderte und Jahrtausende zurück blickt, war die Ansicht, dass es eine Welt außerhalb der sichtbaren-physischen Welt gibt, fester Bestandteil vieler Kulturen. In zahlreichen religiösen Schriften, wie z.B. der Bibel und dem Koran, wird dieser geistig-spirituelle Bereich als Ursprung der materiellen Welt dargestellt. Schon in der Antike, die eine hochentwickelte Kultur aufwies, war man sich dieser Tatsache noch bewusst. Platon, ein anerkannter antiker griechischer Philosoph und Gelehrter, meinte sinngemäß, dass alles was materiell auf der Erde existiert, ein nicht materielles Urbild (Ideal) in der geistigen nicht-materiellen Welt hat.

Das derzeitige Erziehungs- und Bildungssystem und die damit verbundenen wissenschaftlichen Fachrichtungen sind aber zum großen Teil immer auf ein sehr ein-dimensionales und materiell orientiertes Menschenbild ausgerichtet. Der Mensch ist aber ein mehr-dimensionales Wesen. In vielen alten und jüngeren seriösen spirituell orientierten Schriften kann man nachlesen, dass der Mensch aus verschiedenen Körpern bzw. Ebenen besteht: aus dem physischen, ätherischen (auch feinstofflicher oder vitaler Körper genannt), emotionalen und mentalen Körper, und alle Körper zusammen machen die Persönlichkeit eines Menschen aus.

Die Persönlichkeit mit ihren vier Körpern ist wiederum das Instrument der Seele, mit der sie auf der Erde Erfahrungen sammelt und sich entwickelt. „Die Seele ist das Bewusstseinszentrum und die körperliche Form ist das Ausdruckszentrum eines Menschen im Raum und Zeit(Zitat aus dem Buch „Das Erwachen der Seele, G. Scholdt“, s. 271).

Eine Seele inkarniert durch die physische Geburt sehr viele Male auf der Erde, um sich durch die irdischen Erfahrungen zu entwickeln, bis sie irgendwann nach sehr vielen, vielen Inkarnationen die Erdenschule durchlaufen und abgeschlossen hat. Ob eine inkarnierte Seele am Anfang der Erd-Schulung steht, weiter fortgeschritten ist oder sich am Ende der Erd-Schulung befindet, macht einen deutlichen Unterschied. Man unterteilt daher auch die Seelen in junge, reife und alte Seelen, also in verschiedene Bewusstseins- und Reifegrade. Somit wird deutlich, dass eine Seele, die schon mehrere Leben auf der Erde hatte, eine Inkarnation nicht als „leeres Blatt“ beginnt.

Ein Mensch inkarniert in eine Familie und ein soziales Umfeld bzw. Milieu, welches seinem mitgebrachten mentalen, emotionalen und physischen Entwicklungsstand, dem individuellen Lernthema und dem negativen und positiven Karma aus vergangenen Leben (Inkarnationen) entspricht. Gleichzeitig bietet das (von der Seele bewusst gewählte) Umfeld die notwendigen Herausforderungen und Konflikte und die damit verbundenen Lektionen, um die Entwicklung auf allen Ebenen optimal zu fördern. Daher wäre es hilfreich, wenn die Bezugspersonen von Kinder, wie Eltern, Lehrer, Erzieher, Psychologen, Ärzte etc. sich mit den oben genannten geistig-seelischen Hintergründen auseinandersetzen und sie mehr in der Praxis mit berücksichtigen würden.


Die 7 Jahres Entwicklungszyklen des Menschen

Ein Mensch entwickelt nach seiner Geburt seinen physischen, ätherischen, emotionalen und mentalen Körper und die damit verbundenen Fähigkeiten über viele Jahre auf zyklische Weise. Der Anthroposoph Rudolf Steiner hat in seinen Werken bezüglich der Entwicklung des Menschen den 7er Jahreszyklen als grobe Orientierung hervorgehoben. Natürlich sind die Übergänge der einzelnen Zyklen in der Realität fließend und nicht starr. Eine reifere bzw. Seelen bewusstere Persönlichkeit wird die Lebens-Zyklen oft auch anders (oder schneller) durchlaufen und erleben als eine junge und noch unerfahrene Seele. Eine reife Seele kann in einem bestimmten Zyklus schon Fähigkeiten aufweisen, die eigentlich bei einer weniger reifen Seele erst in einem späteren Zyklus entwickelt werden.
Wenn man etwas von einem Menschen abverlangt, welches außerhalb des Zyklus liegt bzw. erst in einem späteren Zyklus entwickelt werden soll, kann dies der Entwicklung sogar schaden. Z.B. wenn man zu früh kleine Kinder (im Kindergarten) schon mental fordert und damit eben „über-fordert“, weil ehrgeizige Eltern oder Erzieher irrtümlicherweise meinen, dass sie ihre Kinder so besser auf die Schule oder eine spätere Karriere vorbereiten. Man sollte daher nicht an jedes Kind und Jugendlichen mit den gleichen Maßstäben heran treten, sondern die unterschiedlichen Entwicklungsgrade (aber auch die individuellen Temperamente) im Blick haben und sie bei der Beurteilung eines Kindes sowie im Umgang mit ihm berücksichtigen. Ich habe dieses komplexe Thema stark verkürzt dargestellt, weil es sonst den Rahmen sprengen würde und auch meine Kompetenz überschreitet. Der interessierte Leser hat aber die Möglichkeit, durch entsprechende Literatur die Thematik zu vertiefen (siehe die Literaturliste am Ende des Textes).


Der Zyklus vom 0. – 7. Lebensjahr: Aneignung des physischen Körpers (Instinkte)

In diesem Zyklus wird bis zum Zahnwechsel aus dem (feinstofflichen) Ätherkörper zunehmend der dichtere physische Körper in Besitz genommen und weiter ausgebildet. Die Seele sollte sich (im Normalfall) am Ende des Zyklus weitgehend den physischen Körper mit seinen Funktionen, seinen 5 Sinnen und den Instinkten als Handwerkszeug angeeignet haben. Das Kind ist in dieser Zeit noch stark energetisch mit der Mutter verbunden. Auch ist in den ersten 4 Jahren das Kleinkind noch stärker mit der jenseitigen über-sinnlichen Welt verbunden als mit der physischen Welt; und es braucht Zeit, um auf der Erde physisch anzukommen. Daher schlafen Babys und Kleinkinder oft auch sehr lange. Weil die Kinder in diesen Jahren noch sehr mit der nicht physischen bzw. über-sinnlichen Welt verbunden sind, kommt es nicht selten vor, dass sie z.B. Geister, Verstorbene oder Engel sehen oder mit einem „unsichtbaren Spielkameraden“ spielen. Auch kann es sein, dass sich Kinder in dieser Zeit an ihre vergangenen Leben erinnern und (noch) wissen, warum sie hier sind. Leider werden diese Wahrnehmungen der Kinder oft von den Erwachsenen und auch von vielen Psychologen und Pädagogen dem Bereich der kindlichen Phantasie zugeordnet und so nimmt man sie leider nicht entsprechend ernst. Dies mag in Einzelfällen auch durchaus zutreffen, auch kann es auch zu einer Vermischung von Phantasie und Realität kommen, aber ich selbst habe genug Beispiele erlebt, wo diese übersinnlichen Erlebnisse der Kinder einen nachweislichen realen Hintergrund hatten. Die Kinder erleben es oft als große Belastung, wenn die Erwachsenen diesen Teil ihrer Lebens-Wirklichkeit nicht ernst nehmen. In der Entwicklungspsychologie nennt man das Alter zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr auch das „magische Alter“ (nähere Hinweise findet man in dem Buch „Die magische Welt des Kindes und der Aufbruch der Jugend“, von Joseph Chilton Pearce). Trotzdem haben die Fachleute richtig erkannt, dass die Kinder spätestens ab dem 6. Lebensjahr (zum Schuleintritt) ihren Fokus von der jenseitigen bzw. über-sinnlichen Ebene verstärkt auf die physische (irdische) Ebene lenken sollten, um nicht die Bodenhaftung und damit ihre Lebenstüchtigkeit zu verlieren. Der stärkere physische Fokus gegen Ende dieses Zyklus steht aber nicht in Widerspruch zu einem möglichen parallel laufenden weiteren Kontakt zu den nicht-physischen Welten. Es sollte nur darauf geachtet werden, dass die Kinder beide Welten in einen gesunden Einklang bringen und das irdische Leben darunter nicht leidet. Die Entwicklung eines stabilen und gesunden Körpers ist eine sehr wichtige Voraussetzung für eine spätere gesunde und stabile geistige Entwicklung, denn der Körper ist das irdische Instrument (oder esoterisch ausgedrückt „der Tempel“) der Seele.

Reifere schon entwickelte Seelen-Persönlichkeiten weisen in diesem frühen Zyklus oft überdurchschnittliche Fähigkeiten auf (z.B. sind sie hoch sensitiv, beherrschen schon vor dem Schuleintritt das Lesen und Schreiben, streben schnell Autonomie an, sind emotional auffallend ausgeglichen) und können dadurch wie kleine Erwachsene in einem kindlichen Körper erscheinen.

Die ersten 7 Jahre sind ein wichtiger Zyklus des Menschen, weil hier entscheidende physiologische, psychologische und neurologische Prägungen stattfinden. In diesem Zyklus sollten die Kinder von ihren Bezugspersonen mit besonders großer Geduld, Empathie und Liebe behandelt werden. Jeglicher persönlicher Ehrgeiz (z.B. die Vorstellungen von den Eltern, wie das eigene Kind sein sollte) und Druck sollte heraus gehalten werden. In diesem Zyklus ist der Aufbau einer stabilen und liebevollen Bindung bzw. Beziehung zum Kind entscheidend für die spätere erfolgreiche Entwicklung des Kindes. Es gibt sehr feinfühlige Eltern, die schon vor der Schwangerschaft mit der noch nicht inkarnierten Seele in Verbindung treten, und dies dann in der Schwangerschaft vertiefen. Wenn dann das Baby durch eine sanfte Geburt (z.B. durch eine Hausgeburt mit einer erfahrenen Hebamme) ins irdische Leben treten kann, wäre dies ein optimaler Beginn mit weitreichenden positiven Auswirkungen fürs Kind.

Der kanadische Entwicklungspsychologe Dr. Gordon Neufeld konnte in seiner 40 jährigen Forschungsarbeit und durch praktische Erfahrung bestätigen, wie wichtig die Bindung bzw. Beziehung und das Spiel besonders in den ersten 7 Jahren für eine positive Entwicklung eines Kindes sind. Beides, die Bindung und das Spiel, sieht er in der westlichen Kultur aber stark gefährdet, mit den damit verbundenen physischen und psychischen Störungen.

Es wäre hilfreich, wenn die Bezugspersonen (Eltern, Erzieher, Betreuer etc.) durch regelmäßige Selbstreflektion – eventuell mit fachlicher Hilfe – sich hinterfragen, um so zu verhindern, dass sie ihre Schattenanteile aus der eigenen Biographie unbewusst auf ihre Kinder übertragen. Auf der anderen Seite sollten die Eltern sich aber auch bewusst machen, dass ihre Kinder (bzw. die Seele) sich ihre Eltern bewusst ausgesucht haben, und dazu gehören nun mal auch die negativen Eigenschaften der Eltern und des Umfelds. Denn diese spiegeln i.d.R. die von der Seele mitgebrachten eigenen Charaktermerkmale oder/und Lernaufgaben wieder. Perfektion ist hier also kontraproduktiv. Eltern sollten sich auch nicht zu sehr im außen orientieren, wie z.B. an Erziehungsratgebern oder sogenannten Fachleuten, sondern vielmehr ihre eigene Beobachtungsgabe schärfen und mehr auf ihre natürlichen Instinkte, Vernunft und Intuition hören. Besonders reifere Seelen-Kinder sind oft hoch sensitiv und reagieren sehr intensiv auf unterschwellige emotionale und mentale Reize der Eltern (und Mitmenschen). Daher ist es hilfreich, wenn Eltern, aber auch Erzieher lernen, z.B. durch meditative Techniken, sich regelmäßig zu entspannen und zu zentrieren. Sie können damit ein ausgeglichenes und harmonisches Klima schaffen, welches ihren Kindern mehr dient, als ein perfekter Erziehungsstil. Es ist hilfreich, wenn Eltern sich vernetzen und regelmäßig austauschen und gegenseitig unterstützen.


Der Zyklus vom 7. – 14. Lebensjahr: Aneignung des emotionalen Körpers (Gefühle)

In diesem Zyklus löst sich das heranwachsende Kind das erste Mal aus dem schützenden Nest der Familie und damit auch aus der engen energetischen Verbindung mit der Mutter (und Vater) und wird langsam mit der Außenwelt, sprich seinem Umfeld, (ätherisch) verbunden. Der Schuleintritt ist somit symbolisch für den Eintritt in die Welt. Das Kind beginnt ein Teil der Gesellschaft zu werden und wird mit den Anforderungen von außen konfrontiert. Dies sind die Bedingungen und Anforderungen, die die jeweilige Kultur an das Kind stellt. Dazu gehören das Erlernen der Kulturtechniken (wie Lesen, Schreiben und Rechnen), aber auch das Sozialverhalten und die Gemeinschaftsfähigkeit. In diesem Zyklus stehen die Emotionen immer noch im Vordergrund und man darf nicht von den Kindern in diesem Abschnitt erwarten, dass sie die Dinge schon vernunftgemäß durchdenken. Daher sollten die Kinder in diesem Alter mental nicht überfordert werden, sondern es sollte der unmittelbare körperliche und emotionale Ausdruck, die Bewegung, das Spiel, der musisch-kreative Ausdruck, Natur, Tiere und das freie Spielen und Experimentieren im Vordergrund stehen. Lebendigkeit, Neugier und Lebensfreude sollten nicht gebremst, sondern gefördert werden. Für die seelische Entwicklung ist es gut, wenn die Kinder schon früh kindgemäß geistige Werte, wie z.B. Nächstenliebe, durch praktische Beispiele bzw. Vorbilder, Bilder, Geschichten, Spiel und Nachahmung erlernen. Die geistigen Werte sind schon keimhaft in den Kindern angelegt und werden durch ein geeignetes Umfeld aktiviert und gefördert. Eine reife Seele kann schon in dieser Phase gut entwickelte mentale Fähigkeiten aufweisen, wie z.B. überdurchschnittliche Intelligenz und Hoch-Begabung. Hier gilt es dann, diese Kinder entsprechend zu fördern und sie nicht in ein vorgegebenes Schema zu pressen.


Der Zyklus vom 14. – 21. Lebensjahr: Aneignung des mentalen Körpers (Intellekt/Denkvermögen)

Zu Beginn dieses Zyklus tritt zunehmend das positive, aber auch das negative genetische Erbe bzw. die in vergangenen Leben erworbenen Charakter-Merkmale (Verhaltensmuster, typische emotionale und mentale Ausprägungen) deutlicher in den Vordergrund; was sich oft in Konflikten und Krisen widerspiegeln kann. Hier besteht aber eine Chance, negative Charakterzüge und Verhaltensweisen – durch die Auseinandersetzung und die Rückmeldungen durch das soziale Umfeld - zu erkennen und freiwillig, mit Hilfe der Erwachsenen, zu verändern. Es findet gleichzeitig ein tiefgreifender hormoneller und neuronaler Umstrukturierungsprozess statt, der den Jugendlichen physisch und neuronal grundlegend verändert. Deswegen auch die typischen Verwirrungen und die Instabilität der Pubertät. Der Jugendliche entwickelt nun zunehmend den Intellekt und das damit verbundene vernünftige, eigenständige und reflektierende Denken. Außerdem lernen die Jugendlichen im Idealfall, ihre Gefühle und Gedanken zunehmend positiv zu steuern. Durch die Entwicklung mentaler Fähigkeiten, wie Unterscheidungs- und Urteilsvermögen, Reflektion - und Konfliktfähigkeit und kritischem Hinterfragen, können die jungen Menschen sich ein gutes mentales Rüstzeug erarbeiten, welches eine wichtige Voraussetzung für eine verantwortliche, selbstbestimmte und unabhängige (nicht-manipulierbare) Persönlichkeit ist. Leider zeigt auch hier das staatliche Schul- und Bildungssystem seine deutlichen Schwächen, indem oft nur das Auswendiglernen von Wissen im Vordergrund steht. Reifere Seelen zeigen in diesem Zyklus schon einen ausgeprägten soziales Verhalten und einen Gemeinschaftssinn, was sich durch ein starkes Verantwortungsgefühl und Empathie für die Mitmenschen und die Umwelt und das Leben von Werten (z.B. Toleranz, Hilfsbereitschaft, Wahrheitsliebe) zeigt.

In der esoterischen Literatur wird oft betont, wie wichtig ein gut entwickeltes Denk- und Reflektionsvermögen für die differenzierte Entwicklung der Intuition (dem Wissen der Seele) ist. An dieser Stelle möchte ich einen Textauszug aus dem Buch „Das Erwachen der Seele, von Gunda Scholdt, Seite 416“ zitieren, der dies gut auf den Punkt bringt: (Zitatanfang) „Die Schule könnte zu einem Ort des gemeinsamen Lernens werden, wo es um die Entfaltung der Seelenkräfte geht und nicht ausschließlich um Wissensvermittlung, weil das gelehrte Wissen einseitig und lückenhaft ist. Man sollte die Kinder und Jugendliche lehren, vor allem ihr Gehirn so zu trainieren, dass es auf das Wissen der Seele reagiert, denn das ist der eigentliche Zweck des Lebens. Die moderne Pädagogik ist durch die Psychologie um viele wichtige Elemente bereichert worden. Man weiß sehr viel über die physischen und psychischen Entwicklungsphasen der Heranwachsenden, doch wie die Seele sich im heranwachsenden Kind zum Ausdruck bringt, ist noch weitgehend unbekannt, weil die Wissenschaft nicht die Seele, sondern das Gehirn als höchste Instanz im Menschen betrachtet. Und dies ist – esoterisch betrachtet – leider ein fataler Irrtum! Die zeitlose Weisheit lehrt, dass das Denken nicht im Gehirn, sondern im Mentalkörper stattfindet……Das Gehirn ist lediglich der Empfänger von Gedanken, die dem Gehirn – über das mentale Gedankenfeld – von der Seele übermittelt werden. Das Gehirn könnte daher mit einem Computer verglichen werden, der einen Programmier bedarf, um zu funktionieren. Die Seele = Programmierer, das Denkvermögen = Software und das Gehirn = Hardware….Mit Ausnahme seltener und hochentwickelter Seelen manifestiert sich das höhere Denkvermögen in Kindern meistens noch nicht, doch es kann bei älteren Jugendlichen aktiv gefördert werden, sobald die Dualität Seele-Körper als reale Tatsache erkannt wird. Wahre Erziehung kann sich also nicht nur auf konkrete Wissensvermittlung beschränken, denn dadurch bleibt die Kluft zwischen dem konkreten Denken und der Seele bestehen. Die Menschheit braucht also dringend Pädagogen und Erzieher, die sich der Seele bewusst sind und bereit sind, die Funktion des Denkens als Vermittler zur Seele zu verstehen.“ (Zitatende)

Nun möchte ich ein paar Punkte aufzählen, die ich für die ganzheitliche Entwicklung eines jungen Menschen für wesentlich erachte:

- Das Kritisches Denkvermögen ist in diesem Entwicklungsabschnitt oberstes Gebot: Das konventionelle Schulsystem hat – wenn man die Geschichte betrachtet – eher gehorsame und angepasste Bürger hervorgebracht, die durch Propaganda leicht zu manipulieren waren (und leider immer noch sind). Daher ist es ganz besonders wichtig, dass die Schüler altersgemäß schon früh lernen, kritisch zu hinterfragen und ein Urteil- und Unterscheidungsvermögen zu entwickeln. Sie sollten lernen, dass es verschiedene Sichtweisen auf einen Sachverhalt gibt und nicht nur eine absolute Wahrheit. Spezielle Fragetechniken und Recherche-Methoden können hier helfen, einen Sachverhalt auf seinen Wahrheitsgehalt zu prüfen. Zweifel und Kritik ist ausdrücklich erwünscht, solange sie konstruktiv und achtsam vorgetragen werden.

- Wahres und falsches Selbst: In der herkömmlichen (autoritären) Erziehung werden schon früh Kinder dazu angehalten, ihr wahres Selbst (= authentische Impulse, Gefühle, Bedürfnisse und Gedanken) zu unterdrücken und sich äußeren familiären und gesellschaftlichen Normen und Rollen anzupassen. Sie leben daher oft ein fremd bestimmtes Leben. Bei jungen Menschen (spätestens ab der Pubertät) besteht die Chance, dass diese falschen Anpassungsmechanismen und die dazu gehörigen Rollen nun kritisch reflektiert und hinterfragt werden und sie sich wieder ihren bisher verdrängten inneren Anteilen, dem „Wahren Selbst“, zuwenden und es zunehmend zum Ausdruck bringen. Dazu braucht es Mut und liebevolle, authentische Menschen (Eltern, Erzieher, Lehrer etc.), die sie begleiten und ermutigen.

- Potential-Entfaltung, Vision, Berufung: Jedes Kind hat spezielle Fähigkeiten und Talente. Diese sollten schon früh erkannt und gefördert werden. Ab der Pubertät sollten dem jungen Menschen die Möglichkeit geboten werden, durch Ausprobieren und praktische Erfahrungen mögliche berufliche Perspektiven auszuloten, aber ohne Druck, sich auf einen bestimmten Beruf festlegen zu müssen. Es kann aber auch sein, dass sie ganz eigene Tätigkeitsfelder/Berufe kreieren. Gerade für die reiferen Seelen – ab der Pubertät - stehen aber oft nicht die Findung eines bestimmten Berufes im Vordergrund, sondern vielmehr die Frage nach dem tieferen Sinn ihres Lebens und ihrer „wahren Berufung“ oder „Lebensaufgabe“, was viel weiter gefasst ist als die verengte Sicht auf ein spezielles Berufsbild, eine Karriere oder bestimmte Fertigkeiten/Fähigkeiten. Hier würde die Einführung entsprechender Visionsfindungs-Rituale mit erfahrenen Erwachsenen viel dazu beitragen, dass die jungen Erwachsenen später Berufe ergreifen und Lebens-Wege beschreiten, die ihren wahren Fähigkeiten und Herzenswünschen entsprechen. Sie brauchen auch Druck freie Zeit und einen Schon-Raum, um durch freies Experimentieren und Innenschau, sich selbst und ihren ganz individuellen Weg und Platz in der Gesellschaft zu finden. Die Potentiale eines Menschen werden noch veredelt, wenn sie zum Wohle der Mitmenschen bzw. der Gesellschaft eingesetzt werden.

- Kreativität: Wirklich kreativ sein ist nicht begrenzt auf eine musische Aktivität oder eine bestimmte künstlerische Technik, wie z.B. ein Bild malen oder ein Instrument spielen, sondern ist vielmehr ein komplexer schöpferischer Prozess, wo etwas Neues, Eigenes und Unverwechselbares geschaffen wird. Der künstlerische Ausdruck (wie Malen und Töpfern) ist dabei nur eine Form des Ausdrucks. Auch das Philosophieren oder das Bauen eines Hauses oder das Zubereiten eines Essens kann ein Ausdruck eines kreativen Schaffensprozesses sein. Um diese Kreativität zu fördern brauchen Schüler Freiräume, wo sie frei von äußerer Bewertung, Beeinflussung und Einmischung ihr inneres Potential durch Experiment entfalten können. In den 50er und 60er Jahren konnten Kinder noch stundenlang unbehelligt durch Erwachsene bzw. über-fürsorglichen „Helikopter-Eltern“ frei und unabhängig spielen und sich ausprobieren.

- Ethik und Religion: Die Frage nach dem tieferen Sinn des Lebens sollte unabhängig von einer Konfession und ohne religiöse Dogmen behandelt und der gemeinsame Kern aller Religionen heraus gearbeitet werden, wie z.B. die Authentizität, Selbstliebe, Hilfsbereitschaft, Toleranz etc. Das praktische Leben dieser Werte ist die Grundlage für die Entwicklung eines guten Charakters. Die Werte werden aber am besten in einem Umfeld erlernt, wo die Erwachsenen dies auch praktisch vorleben. Die Schüler könnten sich z.B. altersgemäß für ihre Mitmenschen und Mitwelt (Tiere, Natur) engagieren, durch eigene Projekte oder das Einbringen in bestehende soziale und nachhaltige Projekte.

Natürlich gehören auch philosophische Erörterungen, z.B. über das Thema Glück, Liebe und Lebenssinn, zu diesem Themenbereich.

- Universelle Gesetze: Die Universellen oder auch geistigen Gesetzmäßigkeiten bestimmen unser Leben bzw. unser Denken und Handeln, ob wir es wollen oder nicht. Die bekanntesten Gesetze sind das Ursache-Wirkungs Prinzip (auch Saat-Ernte Prinzip oder Gesetz des Karmas genannt) und das Resonanz-Gesetz (Gleiches zieht Gleiches an). Den Schülern könnten schon früh altersgemäß diese Gesetze auf anschauliche, konkrete und lebenspraktische Weise nahe gebracht werden, und sie lernen auf diese Weise die Verantwortung für ihr Handeln, Denken und Sprechen zu übernehmen.

- Menschenkunde: Im Rahmen der Menschenkunde kann der oben beschriebene mehrdimensionale Aufbau des Menschen vermittelt werden. Dazu gehört auch die Beschäftigung mit der evolutionären Menschheitsgeschichte, um z.B. die Fragen „Wer bin ich? Wo komme ich her und wo gehe ich hin? altersgemäß zu erörtern.

- Initations-Rituale: In der heutigen Gesellschaft mit den zunehmenden allein erziehenden Elternteilen, wachsen Kinder zum großen Teil bei der alleinerziehenden Mutter (eher seltener nur beim Vater) auf, oft ohne eine verbindliche gegengeschlechtliche Bezugsperson. Dies tut besonders den Jungen, aber auch den Mädchen nicht gut. In alten intakten naturverbundenen Kulturen wurden die Jungen in der Pubertät von den Männern durch Rituale und Begleitung in die Welt der Männer eingeführt. Junge Mädchen wurden in ähnlicher Weise von den erwachsenen Frauen begleitet. Ähnliche Rituale – auf die moderne Zeit angepasst – könnten eine wichtige Unterstützung für junge Menschen in der Pubertät sein, sich mit dem Thema Mann und Frau sein zu befassen und die Rolle in der Gesellschaft zu reflektieren und zu hinterfragen; um so individuelle Antworten zu finden. Natürlich gehört zu diesem Thema auch die Auseinandersetzung mit der Sexualität. Speziell ausgebildete männliche und weibliche Mentoren könnten die männlichen und weiblichen Jugendlichen in diesem Klärungs- und Findungsprozess unterstützen.

- Individuum und Gesellschaft: Das Ich (Individuum) und das Wir (Gesellschaft) bzw. die individuelle Freiheit und die kollektive Verantwortung befinden sich – wenn man auf die Geschichte der Menschheit zurück blickt – oft in einer ungesunden Balance. In den meisten asiatischen Ländern steht das Kollektiv über dem Individuum. Und in den westlichen geprägten Kulturen hat sich ein regelrechter selbstbezogener Individual-Kult entwickelt. Kinder sollten daher schon früh altersgemäß lernen, dass die Entwicklung einer selbstbewussten und eigenständigen Persönlichkeit (Individuum) und der Gemeinschaftsgeist (Kollektiv) sich gegenseitig bedingen und kein Widerspruch sind. Im Idealzustand sind beide Aspekte in Balance. Hier werden natürlich auch die Themen „persönliche und kollektive Bedürfnisse“ berührt.

- Psychologie: Ältere Schüler können durch die Vermittlung der Grundzüge der Psychologie lernen, sich - nach dem Motto: „Erkenne dich selbst“ - besser kennenzulernen, um das eigene Handeln und das der Mitmenschen besser zu verstehen, was die Empathie-Fähigkeit fördert.

- Kommunikation: Das Erlernen von achtsamen Kommunikations-Methoden und lösungsorientierter Konfliktfähigkeit kann schon früh spielerisch und praktisch eingeübt werden. Z.B. könnten Schüler als Konflikt-Mediatoren ausgebildet werden. Die Erwachsenen sollten auch nicht zu früh in einen Konflikt eingreifen, damit die Schüler aus eigener Kraft lernen können, Lösungen für ihre Konflikte zu finden. Dies beinhaltet auch das Scheitern und das Aushalten von Enttäuschung und Frustration.

Der Zyklus zw. 21 – 28 Jahren

Gegen Ende dieses Zyklus hat der junge Erwachsene idealer Weise die Inbesitznahme und Ausbildung der drei Körper (physisch, emotional und mental) abgeschlossen, und man kann – entsprechend der mitgebrachten Reife eines Menschen - von einer mehr oder weniger entwickelten Persönlichkeit sprechen, die sich natürlich im Laufe des Lebens noch weiter entwickelt, ausdifferenziert und verändert. Gegen Ende dieses Zyklus haben die jungen Menschen entweder eine Ausbildung oder ein Studium begonnen oder schon abgeschlossen. Idealerweise sollten sie ihre wahren Talente bereits kennen und sie in entsprechenden Ausbildungen/Berufen/Tätigkeiten weiter entfaltet haben, und damit sie ihren wertvollen Beitrag zum Wohle ihrer Mitmenschen leisten können.

Jedes Kind - und sei es noch so schwierig oder verhaltensauffällig - hat der Welt etwas Einzigartiges zu geben, und es lohnt sich,  alle Mühen und Kosten  auf sich zu nehmen, um dies ans Licht zu bringen und zu fördern. Dies bedeutet für viele Erwachsene (Eltern, Pädagogen, Lehrer), dass sie auch ihre eigenen Verhaltens- und Denkmuster und die äußeren Strukturen, wie dem derzeitigen Erziehungs-, Schul- und Gesellschaftssystem, kritisch hinterfragen sollten.

Literatur

- Buch: Gunda Scholdt, das Erwachen der Seele, Einführung in die Psychologie der Sieben Strahlen

- Buch: Varda Hasselmann, Frank Schmolke, Junge Seelen, alte Seelen, die große Inkarnationsreise des Menschen

-
Buch: Alice A. Bailey, Erziehung im neuen Zeitalter

- Buch: Rudolf Steiner, Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkt der Geisteswissenschaft

- alle Bücher von Jesper Juul (Familientherapeut) und Gerald Hüther (Gehirnforscher) sind sehr zu empfehlen


Das Copyright © für diesen Text hat:
Ralf Manthey
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