Trance
– Risiken und Hintergründe
Eine
kritische Betrachtung von Ralf Manthey ©
Wenn man im Internet zu dem Begriff „Trance“ recherchiert, findet man inzwischen zahlreiche (esoterische und alternative) Angebote von Anbietern, die Trancemethoden zu verschiedenen Zwecken (z.B. zur Entspannung, Heilung, Rückführungen, Kontakt zu Verstorbenen und sogar für Zahnbehandlungen ohne Betäubung etc.) anbieten oder vermitteln. Über den angeblichen Nutzen von Trance-Methoden kann man im Internet und durch zahlreiche Schriften viel erfahren, aber über die Risiken und die tieferen Hintergründe eher wenig. Leider werden mögliche Risiken sogar oft verharmlost oder sogar ganz ausgeschlossen. Z.B. fragte in einem Internet-Forum ein Nutzer nach den Risiken einer bestimmten Trance-Methode, weil bei ihm nach der Anwendung derselben negative Symptome aufgetreten waren. Alle Antworten, die er dort bekam, hatten den gleichen Tenor: „Es gibt keine Risiken und die Trance-Methode sei unbedenklich!“. Solche Äußerungen finde ich sehr bedenklich, denn Trance-Methoden und die damit einhergehenden Trance-Zustände können durchaus mit erheblichen negativen Nebenwirkungen verbunden sein. Anhaltende Trance-Zustände an sich sind oft schon ein Zeichen für eine negative Entwicklung; dies kann ich durch eigene „leidvolle“ Erfahrungen und die Beobachtung zahlreicher anderer Betroffener belegen. Bevor ich aber auf die negativen Folgen von Trance eingehen werde, möchte ich zunächst den Begriff „Trance“ näher definieren.
Definition,
Formen und Ursachen von Trance
Im
Fremdwörterbuch habe ich folgende Definition für „Trance“
gefunden: „Dämmerzustand, Zustand zwischen Bewusstsein und
Willenlosigkeit, Übergang zum Schlaf“. Außerdem ist der Begriff
„Trance“ von dem lateinischen Verb „transire“ abgeleitet,
welches übersetzt „hinüber gehen“ heißt. Beide Definitionen
kommen dem Ablauf bei einer willentlich oder nicht willentlich herbei
geführten Trance sehr nah. Denn während einer (tiefen) Trance
verlässt man i.d.R. seinen physischen Körper und befindet sich dann
auf der „nicht-physischen Ebene“ (auch oft „Astrale Ebene“
genannt), gleichzeitig ist das Wachbewusstsein und damit der Wille
und die Handlungsfähigkeit ausgeschaltet. Menschen, die ein
„Nahtoderlebnis“ hatten oder „Astral-Reisen“ durchführten,
berichteten häufig davon, dass sie über oder neben ihrem physischen
Körper schwebten und ihn von außen betrachten konnten. Trance bzw.
außerkörperliche Zustände gehen oft einher mit veränderten
Bewusstseinszuständen.
Es gibt verschiedene
Abstufungen und Formen der Trance
Von der leichten
Trance, wie z. B. der Tag-Träumerei, mangelnder Konzentration,
Abwesenheit, Schläfrigkeit und dem Dämmerzustand - bis hin zur
vollen oder tiefen Trance, wie z.B. weggetreten und entrückt sein, Blackout, Ohnmacht, Koma und der Voll-Narkose während
einer OP.
Während bei einer leichten Trance noch ein mehr oder
weniger loser Kontakt zum physischen Körper besteht und der
Betroffene mehr oder weniger noch bei wachem Bewusstsein ist, tritt man
bei einer vollen Trance ganz aus dem physischen Körper heraus und
befindet sich in einem bewusstlosen Zustand. Bei einer tiefen Trance
kann trotzdem die Bewegungsfähigkeit des Körpers erhalten sein.
Dies kann man z.B. bei Trance-Tänzern vieler Naturvölker gut
beobachten.
Es gibt unterschiedliche Ursachen
für eine Trance bzw. einem außerkörperlichen Zustand:
- Jeder Mensch verlässt nachts auf natürlichem Wege für eine Zeit seinen physischen Körper (man nennt den Schlaf deswegen ja auch häufig den „kleinen Bruder des Todes“), nur dass dieser Vorgang i.d.R. unbewusst geschieht.
- Der (traditionelle) Schamane versetzt sich bewusst - unterstützt durch rituelle Methoden, wie z.B. bestimmte bewusstseinsverändernde Substanzen, Trommeln und Tanz - in Trance bzw. verlässt so seinen physischen Körper, um sich mit Natur- und Tiergeistern zu Heilungszwecken zu verbinden oder um andere Orte aufzusuchen und vieles mehr.
- Aber auch viele „Medien“ verlassen in Trance ihren Körper, um sich so ihre “medialen Informationen” zu besorgen. Oder sie übermitteln in halber oder voller Trance Botschaften von nicht verkörperten Wesenheiten oder Verstorbenen (Ahnen). Dieser Vorgang wird in esoterischen Bewegung auch oft “Channeling” genannt. Je nach Stärke der Trance bekommt das Medium diesen Vorgang bewusst, halb-bewusst oder gar nicht mit. In vielen alten Kulturen erfüllten speziell ausgebildete und hoch angesehene Medien diese Übermittlerfunktion, wie z.B. die Priesterinnen der Kelten oder die Schamanen in den Naturvölkern.
- Es gibt Menschen, die mithilfe von bestimmten Techniken bewusst den Körper verlassen, um die sogenannten „Astralreisen“ zu unternehmen.
- Durch Meditations- und Entspannungsmethoden kann man auch – bewusst oder unbewusst - in einen mehr oder weniger starken Trancezustand gelangen.
- Bestimmte Formen der Hypnose können einen Menschen auch in eine Trance versetzen.
- Drogenmissbrauch, starker Stress, Erschöpfung und Übermüdung kann auch zu leichten bis schweren Trancezuständen führen.
-
Menschen, die geistig oft abwesend sind oder das Leben ablehnen und
eigentlich gar nicht hier (auf der Erde) und damit in ihrem Körper
sein wollen, können auch in eine Art Trance rutschen, die ihnen aber
oft nicht bewusst ist. Sie sind dann nicht richtig im physischen
Körper und im Leben verankert. Im wahrsten Sinne des Wortes “stehen
sie neben sich”.
Die negativen Auswirkungen von Trance bzw. außerkörperlichen Zuständen
Da alle Menschen auf natürliche (und deswegen auch geschützte) Weise nachts den Körper verlassen, verläuft dies i.d.R. ohne schädliche Wirkungen. Der seriöse Schamane, der in Trance bewusst seinen Körper verlässt, weiß i.d.R. genau um die möglichen Gefahren; und eine vorangegangene oft lebenslange harte Ausbildung, Selbstlosigkeit und die Kenntnis von speziellen Schutzmaßnahmen sind sein Schutz vor Gefahren. Die Menschen, aber, die sich (oft unbewusst) in dauerhaften Trance-Zuständen befinden oder die bewusst ohne Schutz, aus Leichtsinn und egoistischen Motiven Trance-Methoden anwenden oder häufig gezielt den Körper verlassen, wie es z.B. bei “Astralreisen” der Fall ist, haben früher oder später mit folgenden typischen negativen Auswirkungen zu tun:
- Beschädigung des „Äthergewebes“ des Ätherkörpers (dem feinstofflichen Gegenstück des physischen Körpers), damit einhergehen Energieverlust, Schwächung des Immunsystems, Nervenschwäche, mangelnden Erdung, Müdigkeit, Erschöpfungszustände, Schlaflähmung (Schlafparalyse - tritt besonders als Folge von Astralreisen auf), Konzentrationsmangel, Reizüberflutung und physische und psychische Störungen, bis hin zur Lebens-Untüchtigkeit (indem man seinen normalen Alltag nicht mehr oder nur sehr bedingt bewältigen kann).
- Psychische Störungen, wie z.B. Entfremdungsgefühle. Man fühlt sich fremd in seinem Körper und seinem Leben und steht oft - im wahrsten Sinne des Wortes - neben sich und seinem Körper, bis hin zum Identitätsverlust. Nicht selten führt dies zu Ängsten und Depressionen. Weitere Symptome sind Realitätsverlust und Sinnes- und Bewusstseinsstörungen (z.B. Sehstörungen und Erinnerungslücken bis hin zum Blackout), und sogar zu schweren psychischen Erkrankungen.
- Nicht selten werden Menschen in einer Trance bzw. in einem außerkörperlichen Zustand von “fremden Wesenheiten bzw. Geistern” besetzt, weil sie sich nicht geschützt, oder weil sie wegen ihrer unlauteren und schädlichen Absichten keinen natürlichen Schutz hatten. Man spricht dann von einer „Besetzung oder Besessenheit“. So habe ich erlebt, dass eine Frau morgens, nachdem sie aufgewacht war, ihren Körper nicht mehr bewegen konnte, denn der Besetzer hatte ihn übernommen und ihr quasi den Zugang zu ihrem eigenen physischen Körper versperrt. Erst mit großer Willensanstrengung gelangte sie wieder in ihren Körper zurück und konnte ihn anschließend auch wieder bewegen. Es ist genauso, als wenn man seine Wohnung verlässt und seine Haustür nicht abschließt oder sie sogar offen stehen lässt. Die negative Beeinflussung der “Geister” (Besetzer) verläuft aber oft viel subtiler, und vielen Betroffenen ist diese Art der Fremdbeeinflussung lange nicht bewusst.
Trance
aus psychiatrischer Sicht
Aus
psychiatrischer Sicht wird ein Trancezustand nicht per se als Störung
wahrgenommen, wie z.B. die religiösen und kulturell akzeptierten
Trance-Rituale vieler Naturvölker. Erst wenn als Folge der Trance
belastende und schädliche Auswirkungen auftreten, wie Identitätsverlust, Bewusstseinsverminderung und Einschränkungen der
Motorik, spricht man von einer „Störung“. Im „ICD-10“, wo
die diagnostischen Kriterien für psychische Störungsbilder
festgeschrieben sind, findet man das Störungsbild „Trance und
Besessenheits-Zustände“, welches ein Unterkriterium der
„Dissoziativen Störungen“ (Abspaltung) ist. Besessenheit
ist dort auf folgende Weise definiert: “Die Betroffenen sind
überzeugt, von einem Geist, einer Macht, einer Gottheit oder einer
anderen Person beherrscht zu werden”. In
der Regel unterstellt man den Betroffenen aber, dass sie sich die
Besessenheit durch einen Geist oder eine Person nur einbilden und sie
somit nur unter einem Wahn leiden würden. Auch wenn ein
nicht-physischer Geist (Besetzer) für die physischen Augen nicht
sichtbar ist, können hellsichtige Menschen die Existenz von Geistern
bzw. Besetzern sehen und damit belegen.
Trance aus evolutionärer und spiritueller Sicht
Aus evolutionärer Sicht sind außer-körperliche Trancezustände - auch wenn sie über viele Jahrtausende und (auch heute noch) besonders von Naturvölkern, von Schamamen und Heilern mehr oder weniger erfolgreich angewendet worden sind - für den modernen Menschen eher rückschrittlich und überholt, und oft sogar ein Hindernis für eine gesunde geistige (spirituelle) Entwicklung. Wie ich eingangs erwähnt habe, gelangt man durch Trancezustände außerhalb des physischen Körpers auf die astrale Ebene. In vielen seriösen spirituellen Schriften wird aber eindringlich vor den Gefahren der astralen Ebene gewarnt (z.B. illusionäre Scheinwelten, Verführungen, Verblendungen). Auch wird fälschlicherweise in einigen esoterischen Kreisen die astrale Ebene mit der spirituellen Ebene gleichgesetzt, dabei befindet sich die astrale Ebene weit unterhalb der spirituellen Ebene.
Was kann man tun, wenn man mit negativen Nebenwirkungen von Trancezuständen zu tun hat?
- Bei körperlichen und psychischen Störungen und Krankheiten unbedingt einen Arzt, Psychologen oder Psychiater aufsuchen!
- Unbedingt jegliche Trance-Methoden, mediale und esoterische Praktiken, Astralreisen, magische Rituale und Drogengebrauch usw. sofort einstellen.
- Konsequente Konzentration auf die physische Ebene und stabile Erdung: z B. durch körperliche Aktivitäten, wie Sport, Gartenarbeit, Aufenthalt in der Natur. Und sich nur um das praktische, konkrete Leben und den Alltag kümmern, sich den Konflikten des Lebens stellen und dabei präsent sein. Aber auch Körpertherapie kann ergänzend hilfreich sein.
-
Eventuell einen seriösen Berater aufsuchen, der sich mit diesen
Phänomenen auskennt und die genauen Ursachen einer
Fehlentwicklung erörtern kann, mit den dazugehörigen individuellen
Lösungsschritten.
Der Unterschied zwischen einer Trance und einem meditativen Zustand
Mir
sind nicht wenige Menschen bekannt, die über längere Zeit durch
falsch angewandte Meditation in Trancezustände geraten sind, ohne
dass ihnen das bewusst war. Auch mir ist dies vor vielen Jahren
passiert. Ich hatte über einen langen Zeitraum täglich meditiert
und wurde mit der Zeit zunehmend antriebsloser und passiver und
verlor immer mehr das Interesse an meinen Mitmenschen und dem
normalen Alltagsleben, statt dessen lebte ich in einer illusionären (inneren) Scheinwelt. Diese negative Entwicklung vollzog sich
schleichend über ein paar Jahre, und ich sah es lange Zeit auch
nicht als Problem; stattdessen deutete ich fälschlicherweise meine
negativen Symptome sogar als Zeichen eines spirituellen Fortschritts.
Gegenteilige Meinungen wehrte ich ab. Erst als ich immer stärker mit
den physischen und psychischen Folgen zu tun hatte (z.B. starke
Müdigkeit, zunehmende Ängste, Bewusstseinsstörungen, soziale
Probleme, Isolation, Depressionen), wurde ich nachdenklicher und
begann nach der Ursache zu forschen; aber zunächst ohne Erfolg, da
ich in der falschen Richtung suchte. Erst eine erfahrene spirituelle
Lehrerin wies mich darauf hin, dass meine negativen Symptome durch
die Art und Weise, wie ich meditierte und durch meine negative
Haltung zum Leben zustande gekommen waren. Da ich medial veranlagt
bin und damals eine ablehnende Haltung dem Leben gegenüber hatte (es
war mir zu banal und zu anstrengend), war ich in den abendlichen
Meditationen immer mehr aus dem Körper und dadurch in eine
anhaltende gefährliche (chronische) Trance gerutscht. Ich hatte mich
sozusagen “aus dem physischen Körper und dem Leben heraus
meditiert”.
Da die Grenzen zwischen einer negativen Trance und
einem positiven meditativen Zustand aber oft für den Laien nicht
immer leicht zu erkennen sind, möchte an dieser Stelle einmal die
groben Unterschiede benennen:
- Bei einem negativen
Trancezustand befindet man sich mehr oder weniger
außerhalb des Körpers, mit den oben beschriebenen negativen Folgen:
Verminderung der Lebensenergie, Abnahme des wachen Bewusstseins,
Dauermüdigkeit, Trägheit, Gleichgültigkeit und psychische
Störungen etc.
- Bei einem positiven meditativen
Zustand ist man fest im Körper verankert, in einem wachen,
präsenten und klaren Bewusstseinszustand; und die Lebenskraft und
die Bewusstheit und geistige Klarheit nehmen zu. Mit einem
meditativen Zustand ist nicht in erster Linie das Ausüben einer
bestimmten Meditationstechnik gemeint, sondern viel mehr eine
grundsätzlich wache, präsente und friedliche (Geistes-) Haltung, mit
der man durchs Leben geht und seine alltäglichen Angelegenheiten
verrichtet.
Fazit/Ausblick
Mir geht es aber nicht
darum, die Trance grundsätzlich nur schlecht zu reden oder sogar zu
verteufeln, sondern vielmehr darum, ein Bewusstsein für die oben
beschriebenen erheblichen Risiken zu schaffen. Sicherlich gibt es
Ausnahmen, in denen bei seriöser und geschulter Anwendung – mit
dem Wissen um die Risiken - eine Trance-Methode, die aber ohne Ausschaltung des Wachbewusstseins verlaufen sollte, ihren positiven Zweck
erfüllen kann.
Wenn man aber langfristig eine gesunde
psychische und spirituelle Entwicklung anstrebt, dann ist ganz
wesentlich entscheidend, dass man seinen Fokus auf der physischen
Ebene hat, d.h. gut in seinem physischen Körper verankert ist, ein
stabiles Lebensfundament (Erdung, geregeltes Alltagsleben etc.)
aufgebaut hat - und Trance bzw. außerkörperliche Zustände eher
vermeidet!
(Der Text wurde 2016 verfasst und 2024
überarbeitet.)
Hier gelangt man zum Inhaltsverzeichnis
Das
Copyright © für diesen Text hat:
Ralf
Manthey
22880 Wedel
Email: ralf-manthey@online.de
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