Schattenarbeit auf dem spirituellen Weg

Die meisten Menschen, die den spirituellen Weg betreten, ersehnen sich dauerhafte Liebe, Glück, Leichtigkeit, Frieden, Erleuchtung und Seligkeit. Diese Sehnsucht ist verständlich, und oft erlebt man am Anfang des spirituellen Weges auch viele lichtvolle und erhabene Momente. Aber früher oder später – so ist meine Erfahrung – beginnt die erforderliche Konfrontation und Auseinandersetzung mit den eigenen SCHATTEN und die damit verbundenen herausfordernden Krisen und Prüfungen, um die Persönlichkeit zu läutern. Nicht wenige Menschen weichen dem aus und leben daher oft nur eine oberflächliche "Spiritualität". 

Um sich wirklich spirituell weiterzuentwickeln, kommt man aber um die Schattenarbeit nicht herum. 

Inhalte der Schattenarbeit

Die Schattenthemen, mit denen man es i.d.R. zu tun hat, sind:
- schädliche Denk- und Verhaltensweisen und Gewohnheiten
- negative Glaubenssätze
- emotionale Verletzungen und 
Traumata
- ungelöste Konflikte
- karmische Einflüsse aus vergangenen Inkarnationen 

Hinweise zum Umgang mit den Schattenanteilen?

Negative Folgen der Verdrängung: Schattenanteile sind all die Anteile eines Menschen, die ihm nicht bewusst sind, durch Verdrängung oder sogar Abspaltung. Zu den unbewussten Anteilen gehören aber nicht nur die negativen, sondern auch die positiven Anteile. Dieser Text befasst sich aber hauptsächlich mit den negativen Schattenanteilen, weil diese einem nicht selten auf spirituellen Weg zu Fall bringen können. Aber auch positive Anteile, wie z.B. das natürliche Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Verbindung, können sich durch eine chronische Verdrängung negativ entwickeln, und sich durch sexuell übergriffiges Verhalten manifestieren. 
Aber auch, wenn ein Mensch seine unterdrückten sexuellen Bedürfnisse auf der physischen Ebene relativ im Griff hat, verlagern sich i.d.R. die unterdrückten sexuellen Bedürfnisse auf die übersinnliche, energetische (astrale) Ebene und werden dort auf übergriffige Weise ausgelebt. Besonders sensible (hellfühlige) und medial veranlagte Menschen nehmen die energetischen Übergriffe bewusst wahr und sind dann oft irritiert, weil es auf der physischen und realen Ebene nicht sofort erkennbar ist. Von den betroffenen Menschen wird der energetische Übergriff aber wie ein tatsächlich physischer sexueller Übergriff erlebt.

In der esoterischen und religiösen Szene gibt es nicht wenige Menschen, die aufgrund von falschen Vorstellungen, Dogmen, spirituellen Ehrgeiz und Selbsterhöhung ihre natürlichen Bedürfnisse unterdrücken, mit den gerade beschriebenen negativen Folgen. Oft halten sich diese Menschen aber für spirituell weit entwickelt und merken nicht, dass sie ein gefährliches Doppelleben führen, welches sie früher oder später zu Fall bringt.  
Daher ist es so wichtig, dass man auf dem spirituellen Weg regelmäßig eine schonunglos ehrliche Selbstreflektion betreibt.  

Selbsterkenntnis: Schattenarbeit bedeutet Selbsterkenntnis durch Selbstreflexion. Es geht darum, hinter seine antrainierte Maske (falsche Selbstbilder, gesellschaftliche Rollen, religiöse und spirituelle Dogmen etc.) zu schauen. Die Grundsatzfragen sind: Was verbirgt sich hinter meiner Maske? Wer bin ich wirklich? Was ist mein wahrer Wesenskern? 

Zur Selbsterkenntnis gehören aber nicht nur die Entdeckung der negativen Anteile (Schattenseiten), sondern auch die positiven Anteile (Potenziale, Fähigkeiten und Talente)



Dazu ist die Bereitschaft erforderlich, sich täglich genau zu beobachten und sich und sein Denken, Fühlen und Handeln zu hinterfragen. Regelmäßige tägliche Selbstreflexion (z.B. am Abend) bezogen auf seine Schattenseiten hat sich als hilfreich erwiesen. Gerade in der Rückschau kann man mit mehr Distanz genauer seine Muster und nicht authentische Verhaltensweisen erkennen. In dieser Hinsicht sind die Reaktionen der Mitmenschen sehr hilfreich, denn die Welt um uns herum ist der beste Lehrmeister, wenn wir den Mut haben, in den nicht immer angenehmen Spiegel zu schauen. 

Zur Selbsterkenntnis gehört auch, dass man die Projektionen seiner verdrängten Schattenanteile auf die Mitmenschen erkennt und bewusst zurücknimmt.

Damit die Erkenntnisse nicht wieder vergessen werden, sollte man regelmäßig ein Tagebuch führen.

Akzeptanz: Die Schattenarbeit (Läuterung) ist i.d.R. ein lebenslanger Prozess. Nicht selten verurteilt man sich für seine Schattenseiten oder denkt, dass man versagt hat und ergeht sich in Selbstmitleid oder leistet Widerstand. Daher sollte man eine Haltung der Akzeptanz und Annahme kultivieren, und sich immer wieder bewusst machen, dass die Schattenarbeit zur Bewusstseinserweiterung und damit letztendlich zur Befreiung führt. Auch die damit verbundenen Krisen dauern nicht ewig, vorausgesetzt, dass man sich Mühe gibt und aktiv mitarbeitet (seine Hausaufgaben macht) und nicht passiv die Krisen nur erduldet und auf Erlösung von außen wartet.

Stabiles Lebensfundament: Schattenarbeit ist oft sehr herausfordernd und es ist nicht immer einfach, sich mit seinen verdrängten negativen Persönlichkeits-Anteilen zu konfrontieren. Das Bild, welches man von sich selbst hat, wird oft grundlegend infrage gestellt. Das geht natürlich einher mit Ent-täuschungen und Ernüchterungen. Nicht selten führt dies zu Identitätskrisen mit der damit verbundenen psychischen Instabilität. Daher ist eine wichtige Voraussetzung für eine ausgewogene und erfolgreiche Schattenarbeit, besonders wenn es um traumatische Inhalte geht, dass man über ein möglichst weitgehend stabiles Lebensfundament verfügt. Dazu gehören: eine gesicherte physische Existenz, gute Erdung, eine relativ physische und psychische Stabilität, gute soziale Kontakte und eine regelmäßige Tagesstruktur.


Mäßigkeit und Geduld: 
Wer die Schattenarbeit zu oberflächlich, leichtfertig und halbherzig angeht, wird langfristig gesehen wenig Erfolg haben und nicht in die erforderliche Tiefe dringen, die nötig ist, um die eigenen Schatten umfänglich zu erkennen, zu verarbeiten und zu lösen. Die Schattenarbeit erfordert daher Geduld und Ausdauer.
Gerade ungeduldige und ehrgeizige Menschen machen aber oft den Fehler, dass sie die Schattenarbeit zu sehr forcieren und zu früh Schattenthemen angehen, für die sie aber noch nicht reif und stabil genug sind. Daher ist es ratsam, sich mehr seiner inneren Führung anzuvertrauen, die einem zum richtigen Zeitpunkt die Schattenthemen ins Bewusstsein holt.
Erfahrungsgemäß wird man ohnehin nur mit dem belastet, was man auch aushalten kann, auch wenn man dies oft ganz anders empfindet.

Auch geht es nicht darum, nun alle Schattenseiten auszumerzen, denn dies ist gar nicht möglich und auch nicht erforderlich. Es geht i.d.R. vielmehr darum, sie sich überhaupt bewusst zu machen und sie anzuerkennen. Nicht selten hatte ein negatives Verhalten (Muster, Glaubenssätze) in der Vergangenheit auch eine wichtige Schutzfunktion (und vielleicht auch immer noch), dies sollte man würdigen. Aber natürlich ist es richtig, dass man erkannte negative Verhaltensmuster nicht mehr auslebt und neue positive Verhaltensweisen erarbeitet.

Kompetente Hilfe und Unterstützung: Unterstützung durch einen erfahrenen spirituellen Coach/Lehrer ist gerade am Anfang des spirituellen Wegs sehr hilfreich und oft sogar notwendig, denn die Gefahr, dass man sich selbst etwas vormacht, ist gewaltig. Daher braucht man jemanden, der diese Prozesse schon erfolgreich durchlaufen hat und der uns durch ehrliche Rückmeldungen auf die tiefer liegenden Schattenanteile hinweist, die man gern vor sich verbirgt, verleugnet und wegrationalisiert. Man sollte aber dann auch bereit sein, die konstruktive Kritik nicht persönlich zu nehmen, sondern sachlich zu überprüfen und auszuwerten. Freunde und Menschen, die uns mögen, sind da nicht sehr hilfreich, weil sie uns i.d.R. nicht die Wahrheit sagen, weil sie uns nicht verletzen oder verlieren wollen. Grundsätzlich ist es ratsam, auf jede Kritik von außen sehr genau zu hören – egal, wie sie präsentiert wird - und sie dann gewissenhaft auf den möglichen Wahrheitsgehalt zu überprüfen.

Psychologische Hilfe: Eventuell sollte man auch psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen, besonders wenn es um tiefgreifende psychologische Themen, wie z.B. Kindheitstraumata und psychische Störungen geht. Ideal wäre ein Psychologe, der einen spirituellen Hintergrund hat.

Klärung ungelöster Konflikte: Ungelöste Konflikte mit Mitmenschen können den spirituellen Weg massiv blockieren. Schattenarbeit bedeutet daher, dass man bestehende ungelöste Konflikte und Spannungen mit seinen Mitmenschen (Partnern, Freunden, Kollegen) klärt und bereinigt.
Dazu ist es hilfreich, wenn man eine schriftliche Bestandsaufnahme macht, mit welchen Personen man zurzeit einen ungelösten Konflikt hat. Als nächsten Schritt klärt man, was der Inhalt und die möglichen Ursachen für den Konflikt mit einer bestimmten Person sein könnten. Bei eigenem Fehlverhalten sollte man Kontakt mit der entsprechenden Person aufnehmen (schriftlich oder direkt) und sein Fehlverhalten eingestehen. Eventuell ist auch eine Wiedergutmachung nötig. Sollte die andere Person aber durch Fehlverhalten die Ursache für den Konflikt sein, sollte man dies auch in einem Gespräch dieser Person auf achtsame Weise mitteilen. Oft sind an einem Konflikt aber beide beteiligt. Dies sollte man dann auch sauber trennen und herausarbeiten. Gerade dann, wenn das Gegenüber versucht, einem die volle Verantwortung für einen Konflikt zuzuschieben. Wichtig für eine nachhaltige Lösung eines Konflikts ist auch, dass man sich und seinem Gegenüber gemachte Fehler verzeiht. Dies kann man natürlich nicht erzwingen und manchmal braucht es Zeit, entscheidend ist die grundsätzliche Bereitschaft dazu. In schwierigen Fällen kann die Inanspruchnahme eines Coachs oder Mediators hilfreich sein. 

Umgang mit den verschiedenen Persönlichkeitsanteilen: Je mehr man seine verdrängten Schattenanteile kennenlernt, desto mehr stellt man fest, dass man aus vielen Persönlichkeitsanteilen besteht, die unterschiedliche und oft widersprüchliche Verhaltensweisen, Bedürfnisse und Interessen haben, was sich oft in inneren und äußeren Konflikten, Zerrissenheit und Blockaden äußert. 
Grob gesehen kann man die Anteile in zwei Kategorien unterteilen: 
den vernünftigen (rationalen) und den emotionalen (irrationalen) Anteil
Beide befinden sich oft in einem Spannungsverhältnis zueinander. Z.B. hat der vernünftige Anteil erkannt, dass ein bestimmtes Verhalten auf dem spirituellen Weg schädlich und hinderlich ist und will dies nun ändern bzw. es einstellen. Der emotionale Anteil will dies aber weiterleben und fühlt sich übergangen und wird somit blockieren. Dann wäre es nicht hilfreich, den emotionalen Anteil einfach zu übergehen und ihn zu unterdrücken. Erfahrungsgemäß wird der emotionale Anteil seine Bedürfnisse indirekt ausleben. Daher ist der bessere Weg, wenn man mit dem emotionalen Anteil in einen Dialog geht und um sein Verständnis wirbt, ihn quasi erzieht. Dies kann bedeuten, dass man auch Kompromisse (Zugeständnisse) macht, solange es keine faulen Kompromisse sind. Dabei ist aber wichtig, dass man sich jetzt im Gegenzug nicht von dem emotionalen Anteil beherrschen lässt und somit die Kontrolle und das als richtig erkannte rationale Ziel aus den Augen verliert. Wenn der emotionale Anteil sich aber gesehen und ernst genommen fühlt, ist er erfahrungsgemäß viel eher bereit, an den rationalen Zielen mitzuarbeiten und zu kooperieren.

Nicht selten kann der Dialog mit den emotionalen Anteilen auch zum Ergebnis haben, dass man bestimmte bisher unterdrückte Gefühle und Bedürfnisse als berechtigt anerkennt. Viele spirituell orientierte Menschen unterdrücken nämlich wegen eines falschen und dogmatischen Verständnisses von Spiritualität ihre angemessenen Bedürfnisse, was sich in einer übertriebenen und lebensfeindlichen Askese äußern kann.

Fremdeinflüsse und Gegenkräfte: Sensitive (feinfühlige) Menschen haben es häufig mit den emotionalen und mentalen Fremdeinflüssen ihrer Mitmenschen zu tun. Die Gefahr ist, dass sie sich bei mangelndem Unterscheidungsvermögen mit den negativen Fremdeinflüssen identifizieren und sie für ihre eigenen Schattenanteile halten. Diese dann zu bearbeiten, ist natürlich kontraproduktiv. Daher ist es wichtig, dass man seine Gefühle und Gedanken hinterfragt und lernt, eigene und fremde Einflüsse zu unterscheiden. Hierbei können die Ausbildung eines guten Unterscheidungsvermögens und einer guten Intuition hilfreich sein.
Medial veranlagte Menschen, die ihre medialen Fähigkeiten auf falsche, schädliche oder unethische Weise anwenden (mit Absicht oder aus Unwissenheit), haben es in der Regel mit Besetzern, unguten Geistern, Dämonen und elementaren Kräften zu tun, die dann ihr Leben auf negative Weise beeinflussen. 

Auch bei ihnen besteht die Gefahr, dass sie sich mit den Fremdeinflüssen identifizieren. Nur in diesem Fall sind sie nicht Opfer, sondern Ursache der Misere. Hier wäre also die Lösung, wenn die betroffene Person ihr schädliches Verhalten einstellt.
Aber es gibt auch den Umstand, gerade wenn man auf dem spirituellen Weg deutliche Fortschritte macht, dass man es mit negativen Fremdeinflüssen zu tun bekommt (z.B. durch negative Einflüsterungen, Anfechtungen und emotionale Überschattung), die einen vom spirituellen Weg abbringen wollen. Auch hier besteht die Gefahr, dass man sich mit diesen negativen Einflüssen identifiziert.

Aufgrund der Komplexität dieses Themas kann man hier schnell zu Fehlschlüssen kommen. Daher rate ich im Zweifel, einen erfahrenen spirituellen Lehrer/Coach in Anspruch zu nehmen.

Karmische Hintergründe: Wenn man anhaltende Konflikte und Problemsituationen (Krankheiten, psychische Beeinträchtigungen) nicht auf gegenwärtige Ursachen zurückführen kann, könnte ein negatives Karma aus vergangenen Inkarnationen die Ursache sein. Dann ist es ratsam, sich trotzdem zu bemühen, die Probleme mit den gegenwärtigen Mitteln auf positive Weise zu lösen. Manchmal sind die karmisch bedingten Themen - trotz eigener Anstrengung - aber nicht endgültig zu lösen, weil die Zeit für die Beendigung des betreffenden Karmas noch nicht gekommen ist. Hier sind Geduld und Demut erforderlich. Wenn man aber sein Bestes gibt und um göttlichen Beistand bittet, kann die Wirkung eines negativen Karmas eventuell durch Gnade verkürzt werden, besonders wenn man um eine positive und ethische Lebensführung bemüht ist. Dies liegt aber letztendlich in Gottes Hand. 

Auch wenn es verständlich ist, dass man die karmischen Ursachen für gegenwärtige drängende Probleme erfahren möchte, rate ich davon ab, durch bestimmte esoterische Methoden (wie z.B. der Reinkarnations-Therapie), den Weg eigenmächtig abzukürzen und an Wissen gelangen zu wollen, wofür man eventuell nicht reif genug ist. Es hat ja einen Grund, warum wir in dieser Inkarnation vergangene Leben nicht mehr erinnern (natürlich gibt es Ausnahmen von Menschen, die ihre vergangenen Leben schon zu Beginn ihres Lebens erinnern oder sich die Erinnerungen ganz von selbst eingestellt haben). Es ist grundsätzlich nicht falsch, wenn man um (höhere) Erkenntnisse bittet, aber man sollte dann der höheren Führung den richtigen Zeitpunkt für die Erkenntnisse überlassen. Wenn es so sein soll und die Zeit dafür reif ist, wird man (z.B. durch Träume oder innere Visionen) die ursächlichen Hintergründe für sein negatives Karma erfahren und dann auch damit ohne Schaden umgehen können. Dies durfte ich jedenfalls so erleben. Wenn man aber trotz aller Mühen und Bitten, keine Informationen erhält, sollte man daran denken, dass es oft sogar ein Segen ist, nicht alles zu wissen. 

Intensität: Wenn man auf dem spirituellen Weg stetig voranschreitet, erhöht sich zunehmend die Frequenz und damit die Intensität, und man nimmt immer bewusster, umfassender und feiner seine Schattenanteile wahr, nach dem bekannten Grundsatz: „Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten!“. Man kann diesen Vorgang mit dem Aufräumen eines großen Kellerraums (Lagerhalle) vergleichen. Am Anfang hat man eine kleine Taschenlampe (Bewusstsein) und sieht nur wenig Gerümpel (Schattenaspekte) und irgendwann wird die Lampe (erweitertes Bewusstsein) immer größer und leuchtet die bisher verborgenen Winkel und Ecken des Raumes (Unterbewusstsein) aus. Dies muss man wissen, damit man nicht denkt, dass man etwas falsch macht oder versagt hat. Im Gegenteil, die zunehmende Bewusstheit für die Schattenaspekte sollte man als Fortschritt betrachten. Aber natürlich ist die Konfrontation mit den Schatten trotzdem sehr herausfordernd.  

Balance zwischen Licht und Schatten: 

Das bekannte chinesische, daoistische Yin-Yang-Symbol verdeutlicht sehr klar, dass der Mensch in der dualen Welt aus Licht (hellen Anteilen) und Schatten (dunklen Anteilen) besteht. Beide Seiten können in der Dualität nicht für sich allein existieren und sie bedingen einander. Dieses Gleichgewicht von Licht und Schatten wird aber häufig in intensiven Läuterungsphasen vergessen, indem man sich zu sehr auf seine Schattenaspekte fokussiert und dadurch seine hellen, positiven Anteile aus den Augen verliert. Dies kann zu einer unnötigen negativen Abwärtsspirale führen. Hier kann die Betrachtung des Yin-Yang-Symbols helfen, seine positiven (hellen) Anteile nicht aus den Augen zu verlieren. 

Gerade in Krisen und heftigen Läuterungsphasen, in denen einen die Schatten regelrecht überfluten, braucht man daher einen positiven Gegenpol, indem man seinen Fokus auch auf seine guten Anteile richtet und auf das, was man positiv verändern bzw. erreichen will. Für den positiven Ausgleich kann auch das Führen eines Freude- und Dankbarkeits-Tagebuchs hilfreich sein, in das man am Abend all das einträgt, was einem tagsüber Freude gemacht hat und wofür man dankbar ist (siehe dazu auch meinen Text Hinweise für eine positive Lebensausrichtung)

Ethik: Ohne ethischen Kompass, ist es schwer, "gut" (konstruktiv, lebenserhaltend) und "böse" (schädlich, lebensfeindlich) zu unterscheiden. Schattenarbeit auf dem spirituellen Weg bedeutet aber, schädliche Denk- und Verhalten zu erkennen und weitgehend einzudämmen. Aber was genau ist schädliches, unethisches Verhalten? Bei der Definition, was schädliches Verhalten ist, gehen die Meinungen heute aber oft weit auseinander. Man darf aber nicht persönlich Ansichten und gesellschaftliche Normen und Moralvorstellungen mit Ethik verwechseln. Die Normen und Moralvorstellungen verschiedener Kulturen und Länder können sich gravierend unterscheiden. Vieles, was heute gesellschaftlich als normal gilt und damit von den meisten Menschen ohne zu hinterfragen als richtig angesehen wird, ist aber aus ethischer Sicht sogar schädlich. Das, was ich unter Ethik verstehe (damit meine ich aber nicht rigide, moralische und religiöse Dogmen), sollte aber für alle Menschen gleichermaßen gelten. Eine konkrete ethische Grundlage, die eine Orientierung bietet, sind die 10 Gebote, deren Inhalte man in allen großen Weltreligionen wiederfinden kann. Das gleiche gilt für die Inhalte der Bergpredigt, die für mich eine Erweiterung und Vertiefung der 10 Gebote darstellen. 

Die ethischen Richtlinien benennen Denk- und Verhaltensweisen, die für einen selbst und seine Mitmenschen schädlich sind, wie z.B. Selbstsucht, Gier, Geiz, Hass, Wut, Lieblosigkeit, Lästern, Unwahrhaftigkeit, Hochmut. Gleichzeitig deuten sie in der positiven Umkehrung an, was dem einem selbst und den Mitmenschen dienlich ist, wie z.B. Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Friedfertigkeit, Geduld, Toleranz und Mitgefühl. 
Man kann die ethischen Richtlinien eigentlich auf folgende Grundsätze reduzieren: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst“ und „Niemandem schaden, weder in Gedanken, noch in Worten oder Taten“.

Wer gegen die ethischen Grundsätze handelt, wird früher oder später mit den negativen Folgen (Karma) zu tun haben. Dies gilt im besonderen Maßen für Menschen auf dem spirituellen Weg. 

Dass die Grenzlinien zwischen ethischem und unethischem Verhalten in modernen Gesellschaften sich aber immer mehr verwischen, zeigt folgendes Beispiel. Ein mir bekannter Mann hält sich für spirituell weit entwickelt. Gleichzeitig schaut er sich aber regelmäßig Pornofilme an, ohne zu erkennen, dass dies ethisch ein krasser Widerspruch ist. 

Buchempfehlung zur Vertiefung des Themas Ethik: 



In dem Buch "Spiritueller Leitfaden", von Manuela Schindler, findet man auf übersichtliche und fundierte Weise zahlreiche universelle ethische Richtlinien, Gebote und Hinweise.  
Bei Interesse erhält man dieses Buch unter dem folgenden Link

Demut, Toleranz und Mitgefühl: Schattenarbeit hat einen positiven Nebeneffekt. In dem Maße, wie man seine eigenen Schwächen und Fehler erkennt und annimmt, wird man demütiger, mitfühlender und damit toleranter den Schwächen und Fehlern seiner Mitmenschen gegenüber. Denn ein großer Fallstrick auf dem spirituellen Weg ist die Selbsterhöhung, Hochmut und Arroganz.

Schattenarbeit und soziales Umfeld: Schattenarbeit ist erfahrungsgemäß auch für das soziale Umfeld eine Bereicherung und Entlastung. In dem Maße, in dem man seine Schattenthemen bearbeitet und gelöst hat, werden sie nicht mehr auf die Mitmenschen projiziert. Und in Familien werden die Kinder entlastet, die oft unbewusst auf energetische Weise die unbearbeiteten Schattenthemen der Eltern übernehmen und tragen. Dies kann man besonders bei den Kindern und Enkeln der Kriegsgeneration des 2. Weltkriegs beobachten. Aber auch global hat es natürlich eine positive Wirkung, wenn viele Menschen ihre Schattenthemen erlösen.

Gott und das höhere Selbst: Es besteht die Gefahr, dass man bei der Schattenarbeit und der damit verbundenen Selbsterkenntnis irgendwann nur noch selbstbezogen um seinen eigenen Nabel kreist und damit den eigentlichen Zweck verfehlt, nämlich dem wahren Selbst (höheres Selbst) und Gott immer näherzukommen. 
Es gibt schwerwiegende, tief sitzende Schattenthemen, die man, trotz größter Anstrengung, allein aus eigener Kraft nicht lösen kann. Hier hat sich als hilfreich erwiesen, Gott um Hilfe zu bitten. Es ist grundsätzlich hilfreich, Gott und sein höheres Selbst um Unterstützung bei der Schattenarbeit zu bitten.
Allerdings darf man nicht erwarten, dass Gott einem das abnimmt, was man selbst zur Lösung beitragen kann und soll. Wie heißt es so schön: "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!".


B
uchtipps:


- "Die Schattenseite der Seele, wie man die dunklen Bereiche der Psyche in die Persönlichkeit integriert", herausgegeben von Jeremiah Abram und Connie Zweig.

- "Die Seele des Menschen, ihre Fähigkeite zum Gutem und zum Bösen", Erich Fromm

- "Tiefenpsychologie und neue Ethik", Erich Neumann


Das Copyright © für diesen Text hat:
Ralf Manthey
22880 Wedel
E-Mail: ralf-manthey@online.de


Gerne unterstütze ich Sie bei der Schattenarbeit im Rahmen meiner Beratungsangebote


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